Künstliche Intelligenz (KI) ist aus der modernen Technologiewelt nicht mehr wegzudenken. Sie reicht von der Optimierung von Suchmaschinen über die Personalisierung von Werbung bis hin zum autonomen Fahren. Doch auch im Bereich der Verbrechensbekämpfung wird KI zunehmend als nützliches Werkzeug angesehen. In einer Welt, in der die Menge an Daten exponentiell wächst und die menschlichen Ressourcen begrenzt sind, erhoffen sich Strafverfolgungsbehörden durch den Einsatz von KI effizientere und effektivere Methoden zur Prävention und Aufklärung von Straftaten.
Der Einsatz von KI in der Verbrechensbekämpfung ist jedoch nicht unumstritten. Während Befürworter die zahlreichen Vorteile hervorheben, wie die schnelle Durchsuchung großer Datenmengen und das Erkennen von Mustern, die für Menschen schwer zu erfassen sind, weisen Kritiker auf potenzielle Risiken hin, insbesondere im Hinblick auf Datenschutz und das Risiko von Verzerrungen, die zu diskriminierenden Praktiken führen könnten.
Ein Beispiel für den Einsatz von KI in der Notrufabwicklung ist das von der britischen Start-up-Firma Untrite AI entwickelte System, das während einer dreimonatigen Testphase von der Polizei von Humberside eingesetzt wurde. Das System transkribiert Anrufe und verknüpft Informationen direkt mit Polizeidatenbanken, um Notrufbearbeitern dabei zu helfen, die Dringlichkeit von Situationen einzuschätzen und schnell zu reagieren. Laut Untrite kann die Software die Bearbeitungszeit der Operatoren um fast ein Drittel reduzieren.
Ein weiteres Feld, in dem KI eine Rolle spielt, ist die Gesichtserkennung. Im Vereinigten Königreich beispielsweise hat der Polizeiminister Chris Philp angeregt, die Anzahl der Suchen, die mithilfe von retrospektiver Gesichtserkennungstechnologie durchgeführt werden, im Laufe des nächsten Jahres zu verdoppeln. Unabhängige Tests des National Physical Laboratory (NPL) haben jedoch gezeigt, dass einige Softwareversionen dazu neigen, falsch-positive Identifizierungen für schwarze Gesichter häufiger zu liefern als für weiße oder asiatische, was als "statistisch signifikant" beschrieben wurde.
Neben diesen Anwendungen gibt es das Potenzial der KI, kriminalpräventiv zu wirken. So hat ein Team der Universität Chicago einen Algorithmus entwickelt, der behauptet, zukünftige Straftaten mit einer Genauigkeit von 90% eine Woche im Voraus vorhersagen zu können. Die Kritik hierbei ist, dass solche Systeme nur so gut sein können wie die Daten, mit denen sie gefüttert werden. Albert Cahn, der Exekutivdirektor der US-amerikanischen Anti-Überwachungsorganisation Surveillance Technology Oversight Project (Stop), weist darauf hin, dass das "Urböse" der prädiktiven Polizeiarbeit in den "voreingenommenen historischen Daten" liegt.
Die Verwendung von KI im Bereich der Verbrechensbekämpfung wirft also eine Reihe von ethischen und praktischen Fragen auf. Die Technologie bringt offensichtliche Vorteile mit sich, wie etwa die schnelle Identifizierung von Mustern und Verbindungen in Beweismaterialien und die Beschleunigung von Ermittlungsprozessen. Gleichzeitig sind die Risiken nicht zu vernachlässigen. Die Ungenauigkeit von Gesichtserkennungssoftware und die Möglichkeit von Vorurteilen in prädiktiven Polizeiwerkzeugen stellen Herausforderungen dar, die es zu überwinden gilt, um die positiven Aspekte der KI voll ausschöpfen zu können.
Die West Midlands Police in Großbritannien hat beispielsweise ein eigenes Ethikkomitee eingerichtet, das von Prof. Marion Oswald, einer Professorin für Rechtswissenschaften an der University of Northumbria, geleitet wird. Dieses Gremium bewertet neue technologische Werkzeuge und gibt Empfehlungen zur weiteren Nutzung.
Es ist klar, dass KI das Potenzial hat, die Art und Weise, wie die Polizei Verbrechen untersucht und löst, zu transformieren. Aber diese Transformation muss sorgfältig gesteuert werden, um sicherzustellen, dass die Technologie gerecht, ethisch und effektiv eingesetzt wird. Ebenso wichtig ist es, dass unabhängige Überprüfungen und Tests stattfinden, um die Genauigkeit und Fairness der verwendeten Systeme zu gewährleisten.
Die Diskussion über den Einsatz von KI in der Verbrechensbekämpfung ist daher komplex und erfordert eine ausgewogene Betrachtung der Vorteile und Risiken. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Technologie in diesem Bereich weiterentwickeln wird und welche Maßnahmen ergriffen werden, um ihre positiven Aspekte zu maximieren und die negativen zu minimieren.