In der Welt der Archäologie sind neue Entdeckungen stets ein Grund zur Begeisterung. Doch manchmal bedarf es moderner Technologien, um bisher unentdeckte Geheimnisse zu lüften. Ein solcher Fall hat sich kürzlich ereignet, als Forschende der IBM Japan und des Yamagata University Institute of Nasca mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) vier neue Geoglyphen im Gebiet der Nazca-Pampa in Peru identifizieren konnten. Diese Entdeckung wirft ein neues Licht auf die Möglichkeiten, die KI in der archäologischen Forschung bietet.
Die Nazca-Linien, riesige Figuren und Linien, die in die Wüstenböden eingeritzt sind, zählen zu den rätselhaftesten archäologischen Phänomenen. Sie wurden zwischen 500 v. Chr. und 500 n. Chr. geschaffen und erst aus der Luft in ihrer Ganzheit erkennbar. Die neuen Funde umfassen Darstellungen eines Humanoiden, eines Beinpaares, eines Fisches und eines Vogels. Diese Entdeckungen sind bemerkenswert, da sie zeigen, dass noch immer nicht alle Geoglyphen bekannt sind.
Der Einsatz von KI revolutioniert die Archäologie, indem er die Analyse großer Datenmengen ermöglicht und Forschende dabei unterstützt, Muster und Strukturen zu erkennen, die für das menschliche Auge allein schwer zu erfassen sind. In diesem Fall haben die Wissenschaftler*innen Deep Learning, eine Form des maschinellen Lernens, genutzt, um hochauflösende Luftbilder nach neuen Geoglyphen zu durchsuchen. Deep Learning-Modelle sind in der Lage, aus einer großen Menge von Bilddaten zu lernen und daraufhin die hierarchischen Merkmale von Objekten zu verstehen und zu identifizieren.
Zuvor war es schwierig, neue Nazca-Linien zu erkennen, da die begrenzten Ground Truth-Daten, also die Informationen, die durch Geländeerkundungen am Boden gesammelt wurden, in Bezug auf Größe und Design variieren. Die Forschenden entwickelten eine spezielle Pipeline für maschinelles Lernen, um diese Herausforderung zu bewältigen. Mit diesem Ansatz konnten die KI-Modelle Geoglyphenkandidaten etwa 21-mal schneller identifizieren als mit herkömmlichen Methoden.
Diese Technologie hat das Potenzial, die archäologische Forschung und die Erhaltungsbemühungen von Geoglyphen erheblich zu beschleunigen. Sie ermöglicht es, neue Entdeckungen schneller zu machen und somit ein besseres Verständnis der historischen Zusammenhänge zu erlangen.
Die Entwicklungen in der KI und ihre Anwendungen in der Archäologie stehen beispielhaft für die digitale Transformation in den Geisteswissenschaften. Es ist ein Bereich, in dem traditionelle Methoden durch innovative Technologien ergänzt werden, um unser Wissen über die Vergangenheit zu erweitern.
Die Studie dieser archäologischen Funde wurde im Journal of Archaeological Science veröffentlicht und zeigt eindrucksvoll, wie KI die Grenzen des Möglichen in der Archäologie verschiebt. Es ist ein spannender Zeitpunkt für die Wissenschaft, da wir dank Technologien wie Deep Learning buchstäblich neue Kapitel der Menschheitsgeschichte aufschlagen können.
Quellen:
- "Accelerating the discovery of new Nasca geoglyphs using deep learning" (2023, Journal of Archaeological Science), Yamagata University
- Historical Archaeology in Northern Germany, Ulrich Mueller (2012)
- Forschungen zur historischen Archäologie in Norddeutschland (verschiedene Autoren)